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Es war mal wieder einer dieser heißen Sommer, in dem einem die Zunge vor lauter Dauerdurst zum Mund hinaus hing und Ventilatoren absolute Mangelware waren. Ich hatte den ganzen Morgen über Preiskalkulationen der KRUMM-1A-Büroutensilien gebrütet und machte grad wohlverdient Pause im Westpark. Ich war umgeben von schnatternden Enten, die auf meine Leberkas-Semmel spekulierten. Den letzten Bissen im Mund, wurde ich Zeuge eines unglaublichen Szenarios.

Laut kreischend stob das Federvieh auseinander. Ein korpulenter Mann in Badehose kam auf einem Bein hüpfend vom Seeufer hinauf geschossen. Er hielt sich den Zeh und wimmerte. Ich bot ihm meinen Trenchcoat als Handtuch-Ersatz an, den ich als Kommissar mit Pfeife und Lupe ausgestattet, für alle Fälle bei jedem Wetter dabei hatte.

Der Mann schaute mich mit großen Augen an und fing unverhohlen zu grinsen an. Ich schaute an mir herunter, um etwaige Flecken zu begutachten, die sich auf wundersame Weise oft auf meiner Kleidung niederließen und fand nix. Er begrüßte mich mit einem herzhaften „Werter Kommissar KRUMM!“ und setzte sich zu mir. Ich kramte in meinem eigentlich guten Namens- und Gesichtsgedächtnis und erschrak.

Es handelte sich bei dem Nackedei um niemand geringeren als Hansjörg von Schröter, den Besitzer der Bayerischen Schokoladenwerke. Er war mein persönlicher Schoko-Lieferant und ich sein persönlicher Büromaterialien-Lieferant. Aufgrund der Fleischmassen und des fehlenden Business-Anzugs hatte ich einen meiner besten Kunden nicht erkannt.

Nun interessierte mich brennend, was Hansjörg von Schröter nackt im Westpark-See gemacht hatte. Er schilderte mir, dass er sich spontan zu einem Bad entschlossen hätte und gerade dabei gewesen sei, in die Mitte des Sees zu schwimmen, als sich ein Strudel unterhalb seines rechten Fußes bemerkbar gemacht hätte. Auf einmal hätte ihn etwas in den Fuß gezwackt und daraufhin sei wieder Ruhe eingetreten. Sein Zeh sei in einen Metallgegenstand eingeklemmt gewesen, dessen Gewicht ihn erstaunte.

Unversehrt am Ufer angelangt habe er den Übeltäter entlarven können. Ein niegelnagelneuer Ventilator habe an seinem Zeh gehangen. Er frage sich nun, wie um alles in der Welt dieser Ventilator in den See gelangt sei und ihm einen Mordsschrecken eingejagt hätte. Mein Spürsinn war geweckt. Ich inspizierte daraufhin mit meiner Lupe die Tatwaffe und erkannte das Modell, das kürzlich aufgrund technischer Mängel einer Rückrufaktion von Schlobi, der großen Baumarktkette, zum Opfer gefallen war. Die meisten Leute hatten wirklich keinen Sinn für Qualität zu guten Preisen wie ich sie bot!

Ich kombinierte und mein Riesenhirn lief auf Hochtouren. Jemand musste vor lauter Überhitzung und genervt vom nicht funktionierenden Ventilator selbigen in den See geschmissen haben. Die Batterien im nassen Ventilator hätten daraufhin einen Kurzschluss erzeugt, bei dem sich das Gerät in von Schröters Zeh verkeilt hätte.

Ich schilderte Hansjörg von Schröter meine Vermutung. Der gemütliche und stets zu Scherzen aufgelegte Fabrikant musste aufgrund der Situationskomik doch heftig lachen und winkte ab. Ihm sei ja nichts passiert und irgendwie könne er die Kurzschlussreaktion des Übeltäters verstehen. Die Hitze mache auch ihn manchmal kirre und verleite ihn zu seltsamen Aktionen. Er rief seine Sekretärin an und fragte, ob alle Mitarbeiter soweit mit Ventilatoren ausgestattet seien, er wolle ungern den Unmut seiner Mitarbeiter auf sich ziehen. Daraufhin bestellte er bei mir noch fünf Ventilatoren, da er auf die Qualität der KRUMM-Produkte vollends vertraute. Ich rief Mr. Walbroel an und gab die Bestellung im Tatort Office in Auftrag. Auf den Schreck lud von Schröter mich in den Eis-Pavillon im Westpark ein und wir gönnten uns eine Riesenportion Schokoladeneis.

 

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