Nach meinem ersten Biergartenbesuch mit Mr. Walbroel in diesem Frühling ging ich heiter beschwingt in Richtung U-Bahn, als ein dumpfes Geräusch das fröhliche Vogelgezwitscher unterbrach. Just vor meiner überdimensionalen Spürnase fiel ein undefinierbares Federvieh vom Himmel. Als Kommissar Krumm mit seltsamen Vorfällen vertraut, betrachtete ich die Taube nach einem kurzen Schreck meinerseits durch meine Lupe. Handelte es sich eventuell um einen neuen Fall von Vogelgrippe? Bisher hatte ich nicht viel auf die hysterische Berichterstattung in den Medien gegeben und aß weiterhin gern Hendl. Ich entdeckte ein kleines Einschussloch am linken Flügel. Hatte vielleicht doch eher einer von vielen Taubenhassern Selbstjustiz geübt? Ich glotzte unverhohlen auf die Fenster des Hauses neben mir, aus dem theoretisch ein Schuss gefallen sein konnte. Da fiel mir in meinem etwas von den Radler-Maß vernebelten Zustand auf, dass es sich hierbei um das Bürogebäude der HP Vogel KG handelte. Spätestens dieser Umstand machte die tote Taube zu einem neuen Fall für Kommissar Krumm. Ich konfiszierte das tote Tier und band die Waldi-Tüte zu, die ich für solche Fälle immer bei mir trug. Nun wieder hellwach, stolzierte ich geradewegs zu Mimi Schwab, meiner Ansprechpartnerin bei HP Vogel. Eine resolute, patente Mittfuffzigerin, die uns sehr wohl gesonnen war und immer fleißig bei uns bestellte. Über den unerwarteten Besuch sehr erfreut, schloss sie mich in ihre etwas molligen Arme. Nachdem ich mich aus dieser vollbusigen Umarmung befreit hatte, erklärte ich ihr in meiner gewohnt freundlichen Art, was vor ihrem Haus vorgefallen war. Sie zog mich sofort ins Nebenzimmer und schloss die Tür. Das wundere sie gar nicht. Ihr sei ein Kollege namens Bart schon lange ein Dorn im Auge, der sich immer wieder furchtbar über die Tauben auf dem Fenstersims seines Büros aufgeregt hätte. In der Kantine hätte er des Öfteren laut überlegt, die eigentlich so friedlichen Tiere mit einem Luftgewehr zu erledigen. Ich kratzte mich an meinem unrasierten 3-Tage-Bart. War die Lösung für diesen Fall so einfach? Mimi Schwab verdutzt in ihrem Büro zurück lassend, rief ich Mr. Walbroel an, schilderte ihm den Fall und verdonnerte ihn zum Einsatz. Da brüllte Bart los, er käme genau eine Stunde zu spät, er selbst habe solche Kopfschmerzen vom Gegurre der Tauben gehabt, dass er nicht mehr weiter gewusst hätte. Schließlich habe er sich mit Hilfe seiner Papierschere eine Art Steinschleuder gebaut, eine Tintenfüllerpatrone mit einem Nagel versehen und auf die Taube gezielt. Das war mein Einsatz! Ich trat aus dem Gang ins Büro hinein und gab mich in meiner vollen Pracht als Kommissar Krumm zu erkennen. Ich rügte ihn, das unsere hochwertigen Büromaterialien nicht zu diesem Zwecke gedacht sein. Er erwiderte darauf hin, er hätte keinen anderen Ausweg gesehen und unsere Büroutensilien seien nun mal mit Abstand die stabilsten. Etwas milde gestimmt, guckte ich streng über meine Brillengläser hinweg und ermahnte ihn, sich anderweitig Hilfe gegen die Tauben zu holen, sonst müsse ich andere Maßnahmen ergreifen. So unauffällig, wie es mit meiner Größe und meinem Leibesumfang ging, schlich ich mich zusammen mit Mr. Walbroel die Feuertreppe runter,
<< zurück |