Als ich mal wieder im Turboverfahren die Internetbestellungen des heutigen Tages abarbeitete, stopfte ich mir nebenbei ein Stück Schwarzwälder Kirsch und eine Käsesahne rein. Die synthetische Melodie von „Blau blüht der Enzian“, mein Lieblingslied, ertönte. Ich nahm den Hörer ab und nuschelte mit vollem Mund ein „KRUMM“ in den Hörer. Ein furchtbar wütender Karl Sturm brüllte in den Hörer, so dass mir fast eine Cocktailkirsche im Hals stecken blieb. Der Geschäftsführer der Sturm GmbH, einem ehemaligen Kunden von uns, schrie mich an, was ich für Klebeband an sie liefere, seine Bürotür sei davon völlig versaut. Außerdem habe er sich gerade mit unserem Heftgerät eine Klammer in den Finger gezwickt und sein Locher funktioniere nicht. Innerlich hielt ich mir die Wampe vor Lachen und mir war klar, dass der zum Jähzorn neigende Sturm wohl mit dem falschen Bein aufgestanden sein musste. Mit ernster Stimme bemerkte ich, dass die Sturm GmbH auf sein Geheiß hin schon seit zwei Monaten ihr Büromaterial vom Billigdiscounter beziehe und fragte ihn, wie das Klebeband an seine Bürotür gelangt sei. Als er daraufhin weiterpolterte, das wisse er eben nicht, bot ich ihm KRUMMs detektivische Hilfe an. Er grummelte in den Hörer, dass das ja wohl das Mindeste sei. Ich sprang mit Elan in mein Cabrio, das daraufhin gefährlich wankte. Bei der Sturm GmbH angekommen, bot sich mir ein Bild wie aus einer Komödie mit Louis de Funes. Sturm hatte dieselbe Glatze wie der Franzose und war auch so klein wie er. Darüber hinaus schnauzte er in alle Richtungen und ließ sich von seiner Sekretärin die Heftklammer aus dem Finger entfernen. Dabei verzog er das Gesicht, als ob ihm gleich mehrere Furze auf einmal quer lagen. Ich zog den Hut und begrüßte ihn, woraufhin er mich als neue Zielscheibe seiner Befehle nutzte. Ich inspizierte seine Tür mit meiner Lupe, die den Effekt meiner dicken Brillengläser verstärkte. Jemand hatte den Türrahmen systematisch mit Klebeband versehen und danach wohl wieder entfernt, nicht ohne dabei deutliche Spuren hinterlassen zu haben. Das Hirn unter meiner Riesenglatze lief auf Hochtouren. Was hatte der Übeltäter dort hin kleben wollen und was für ein Billigklebeband war das? Zur Analyse des Klebebands bestellte ich Mr. Walbroel her, der auch schon kurze Zeit später BAP-Lieder pfeifend um die Ecke bog. Wo hatte er nur seine nicht endend wollende Heiterkeit her? Aber für ihre Herkunft können Rheinländer ja bekanntlich nichts. Dafür kannte er sich mit billigen Sachen aus und konnte sehr schnell feststellen, dass es sich um Klebeband von Schneypels handeln musste, eine dieser anonymen Bürosupermarktketten. Das Band stammte also nicht von Sturms neuem Zulieferer und musste von einer Privatperson besorgt worden sein. Mein Zinken von einer Spürnase führte mich zu sämtlichen Papierkörben des Hauses auf der Suche nach Kassenzetteln. Im Abfalleimer des Hausmeisters Schibulski fand ich den Nachweis für den Kauf des Klebebands. Dass Schibulski sich just heute krank gemeldet hatte, machte ihn umso verdächtiger. Mit quietschenden Reifen bremsten wir vor seiner Haustür im Hasenbergl und wurden sogleich von ein paar Jugendlichen mit krassen Kommentaren über unser krasses Cabrio geehrt. Vorsichtig öffnete Schibulski die Tür und als er mein Mondgesicht sah, schloss er sie auch gleich wieder. Mr. Walbroel verschaffte uns Zugang zu seiner Wohnung und Schibulski gestand sofort. Er hatte eine überlebensgroße Karikatur von Karl Sturm an dessen Tür geklebt, weil er die tyrannischen Befehle seines Obergurus satt gehabt hatte, dann aber doch im letzten Moment gekniffen und die Zeichnung wieder abmontiert. Ich rief Sturm an und erfand eine Lügengeschichte, um ihn zu besänftigen und Schibulskis Job nicht zu gefährden. Außerdem bot ich ihm an, die KRUMM-Preise für ihn aufzulisten und machte ihm plausibel, dass es doch besser sei, wieder bei KRUMM zu bestellen, um seine Nerven zu schonen. Wieder mal einen KRUMM-Fall souverän gelöst. Darauf hin gönnte ich mir auf dem Rückweg zusammen mit Mr. Walbroel erst mal ein pizzagroßes Schnitzel mit Pommes Frites, was ich mit drei Maß Radler hinunter spülte. Solche Arbeitstage waren mir die liebsten. In unserem Büro angekommen, machte ich mich an das neue Angebot für die Sturm GmbH.
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