Morgens um sechs schreckte ich
aus einem Traum hoch. Was zum Teufel ließ mich eine Stunde vor dem Wecker aufwachen? Normalerweise schnarche
ich noch fünf Minuten weiter, wenn es Zeit zum Aufstehen war. Was
hatte mich dermaßen aus dem mir so heiligen Schlaf gerissen? Jetzt
fiel es mir wie Schuppen von meinen verschlafenen Augen: Ich hatte von
irgendwelchen nackten Beinen in einem Aktenvernichter geträumt.
In diesen Halbschlaf hinein klingelte das verdammte Telefon. Auf der Fahrt zu König & Karl checkte ich mein Outfit: mir standen noch alle Haare zu Berge und ich hatte doch tatsächlich das grüne Sweatshirt von letzter Woche übergestülpt – inklusive Ketchup-Fleck von McDoof auf Wampenhöhe. Genervt rief ich Mr. Walbroel an und knallte ihm ein paar Aufgaben vor den Latz, so dass er erst gar nicht seinen rheinischen Frohsinn verbreiten konnte. Außerdem sollte er sich bereit halten, falls es bei König & Karl KG zu Komplikationen kommen sollte. Vor Ort sah es aus wie nach einer Straßenschlacht zwischen Bayern- und 1860er-Fans: Tausende von Papierfetzen auf Möbeln und Boden zerstreut und der kaputte Aktenvernichter, den Fritzi Prinz offensichtlich nicht bei mir bestellt hatte. Ich konnte mir eine Bemerkung gegenüber ihr nicht verkneifen, dass das mit einem KRUMM-Produkt nicht passiert wäre. Nun widmete ich mich dem hocherotischen Foto, dass nur bis zur Hälfte vernichtet, im Gerät steckte. Es zeigte lange nackte Frauenbeine und einen Knackarsch, den nur ein roter Stringtanga bekleidete. Mein Zinken errötete beim Anblick dieses herausfordernden Beinpaares und ich musste mich konzentrieren, um den Ausführungen meiner sonst so besonnenen Kundin Fritzi Prinz zu folgen. Nachdem ich alle Spuren gesichert und die Belegschaft verscheucht hatte, rief ich Mr. Walbroel zur Stelle, der mir aufgrund seiner umfassenden Kenntnisse der Erotikmagazine analysieren sollte, ob es sich um professionelles oder privates Foto handelte. Nachdem er breit und ausführlich dargelegt hatte, warum und wieso es kein Profibild war, beschloss ich selbiges am Schwarzen Brett der Firma auszuhängen. Das würde dem Schuldigen so peinlich sein, dass er sich vermutlich noch heute bei mir melden würde. Stell Dir vor, Du hast eine Geliebte und alle kennen ihren Arsch. Ich freute mich schon wie Hund auf die anzügliche Story des Ertappten. Als ich mich abends mit Bier und
Chips bei einem Actionstreifen von den Strapazen des Tages erholte,
klingelte das Telefon. Die näselnde
Stimme von König meldete sich und schleimte mich voll, dass es sich
um ein dummes Missgeschick handelte. Seine Frau hätte ihn mit diesen
Fotos von sich per Mail nach Hause eingeladen und er hätte vor seiner
Abfahrt die Ausdrucke davon noch schnell vernichten wollen. Dabei sei
der Aktenvernichter kaputt gegangen und in der Eile habe er nicht mehr
aufräumen können. Eigentlich hätte er es heute morgen
vor Dienstbeginn wegräumen wollen, aber seine Frau habe ihn noch
weiter in Anspruch genommen. Ich grinste über diese gequirlte Scheiße
von einer Lügengeschichte. Die Alte von Herrn König hatte nie
und nimmer so eine Topfigur! Das war wohl eher eine so genannte Internetbekanntschaft,
die König womöglich während des Surfens mit dem Bürorechner
aufgegabelt hatte. Am Ende bat er mich natürlich, die Geschichte
für mich zu behalten und die Sache auf sich beruhen zu lassen. Ich
spielte den Lässigen und versprach ihm, zu schweigen wie ein Grab.
Klug wie ich in meinen hellen Momenten war, empfahl ich ihm, in Zukunft
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