Es war einer jener Tage, an dem der
Wecker die Stille zerriss wie der Furz eines Pfarrers die Morgenandacht.
Die Stadt lag im dunklen, feuchten Grau eines nasskalten Regentages
und zu allem Unglück dieser Welt gesellte sich auch noch eine
kaputte Kaffeemaschine dazu. Nichts war wie es sein sollte, aber
dieses Gefühl hatten auch schon meine Eltern bei meiner Geburt
gehabt. Spätestens nachdem ich den Rasierschaum mit dem Deo
verwechselt hatte und sich meine Achseln so glitschig anfühlten
wie eine Apfeltasche, war ich endgültig wach und stellte mich
den Herausforderungen des neuen Tages.
Dank meines defekten Cabrios nahm ich die Morgendusche auf dem
Weg ins Büro. Mein Assistent Mr. Walbroel hatte mit bereits die
Mailbox mit Infos zu unserem neusten Fall voll gesabbert. Ich meine,
er ist eigentlich ein ganz netter Kerl, aber seine rheinische „Frohnatur“ machte
diesen Morgen nicht unbedingt besser.
Die Molly Fitz GmbH hatte wegen
eines defekten Druckers angerufen, aber das war nicht alles – auch Molly war verschwunden und
ein blutiger Brieföffner war am Tatort entdeckt worden. Glasklar – so
weit meine nassen Brillengläser das zuließen – das
war ein Fall für KRUMM.
Ich kannte Molly Fitz gut. Sie
war eine jener Frauen, die in Sachen Qualität und Preis keine Kompromisse machten. Molly war einfach
klasse. Sollte ihr irgendein Gauner auch nur ein Haar gekrümmt
haben, würde Mr. Walbroel zum Einsatz kommen – und das
konnte richtig unangenehm werden.
Am Tatort angekommen, sicherte
ich erst einmal alle Spuren und verscheuchte die Schaulustigen
mit meiner ganz besonderen Duftmarke. Es dauerte keine Minute,
da entlarvte mein messerscharfer Verstand den Grund für den
defekten Drucker. Es war eines jener widerlichen, patzigen Subjekte
die allgemein als NO-NAME-Druckerpatronen bekannt waren. Dieses
abscheuliche Ding war ausgelaufen und hatte das Innere des Druckers
in ein Picasso-Kunstwerk verwandelt.
Meine noch wenigen funktionierenden
Synapsen arbeiteten auf Hochtouren. Vorsichtig nahm ich den blutigen
Brieföffner unter die Lupe.
Etwas war allerdings merkwürdig: konnte es Menschen geben, deren
Blut in reinstem Magenta erstrahlte? Vorsichtig setzte ich meine
empfindliche Nase auf die Sache an und dankte Gott einmal mehr für
dieses monströse Organ, das da unförmig aus meinem Gesicht
hervor stach. Klarer Fall: Das war kein Blut, das war Tinte aus
der NO-NAME-Druckerpatrone.
In dieser Sekunde läutete das Telefon. Ich war allein im Büro – schließlich
hatte ich um absolute Ruhe am Tatort gebeten. Mit einem sicheren
Griff packte ich den Hörer und erwartete eine kratzende Stimme
zu hören, die Lösegeld forderte. Aber nicht mit KRUMM – ich
würde den Schurken schon am Telefon weich kochen – und
wenn alles nichts half, war da ja noch Mr. Walbroel.
Zu meinem absoluten Erstaunen
vernahm ich die Stimme von Molly Fitz. Unter Tränen gestand sie mir, dass sie es war, die die NO-NAME-Patrone
gekauft und eingesetzt hatte und schließlich versucht hatte,
den Schaden mit dem Brieföffner zu beheben. Das Unglück
war perfekt, als ihr weißes Sommerkleid dabei in Mitleidenschaft
gezogen worden war. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als nach
Hause zu fahren und sich umzuziehen. Reumütig versprach sie
mir, künftig wieder Markenpatronen bei KRUMM zu bestellen.
Bereits am nächsten Tag lieferten wir Molly ihren Drucker gereinigt
und betriebsbereit zurück. Mr. Walbroel ließ es sich
nicht nehmen, dies persönlich zu erledigen. Wenn es um den Service
beim Kunden ging, ließ Mr. Walbroel grundsätzlich alles
stehen und liegen – vor allem, wenn Molly die Kundin war.
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